Über mich

Über mich

Dies ist meine Webseite. Hier geht es um Literatur. Ich schreibe. Ich habe Bilder im Kopf. Mir geht es um Klang. Mir geht um die Nähe zu den Figuren. Mir geht es um eine Form, die mich herausfordert. Darum, Wege zu finden, etwas zu sagen, was ich anders nicht sagen kann.

Erzählen ist wahnsinnig komplex und schön. Es hat viel mit Wärme zu tun. Für mich haben Texte eine Temperatur, und einen Rhythmus. Das alles ist nicht abstrakt, sondern sehr lebendig. Ich versuche so zu schreiben, dass ich hinter den Text treten kann. Dass die Sprache übernimmt, die Stimme. Schreiben heißt Entscheidungen treffen, permanent. Aber wenn ich lese, und für alle, die diesen Texten begegnen, wünsche ich mir, dass sie sich in die Texte fallen lassen können. In diese Welten. All das soll keine Rolle mehr spielen. Ich glaube, das nennt man Vertrauen.

 

Ich glaube, dass wir manchmal in der Literatur etwas finden, eine Intensität, für die wir im Alltag keine Kraft haben. Aber es gibt noch etwas anderes. Wenn man daran erinnert wird, ist es ein Geschenk. Erzählen ist ein irrer Möglichkeitsraum, darin ist etwas möglich, es kann das zarteste, wildeste und schönste sein. Es ist tief und gefährlich. Und ich kann Ihnen nicht sagen, was es ist. Vielleicht ist es in der Stimme, in den Zwischenräumen. Wie eine Reise zu einem Ort, der immer schon da ist.

 

 

Ich habe einen Raum in den ich fahre, da gibt es kein Internet. Dafür zwei große Tische, Wände, ziemliche viele Zettel, einen flipchart, eine Espressokanne, und eine Tür: auf den anderen Seite ist ein großer Raum mit Matten, großen Spiegeln, einem Boxsack und sonst nichts. Beide Räume gehören zusammen. Ich mag es, dorthin zu fahren. Ich mag, wenn es Nacht wird. Ich habe Lampen. Es gibt zwei Fenster auf einen Hof. Es ist kalt im Winter. Es gibt Bücher. Ich kann laut vor mich hin sprechen. Ich kann (selten) auf meiner alten Olivetti herumhacken. Ich kann Szenen nebeneinander legen. Ich kann an der Wand etwas sehen, was es noch nicht gibt.

Aus der Ferne gesehen

**Anja Kampmann** Schriststellerin. Geboren 1983 in Hamburg, studierte an der Universität Hamburg und am Deutschen Literaturinstitut. 2011 war sie Stipendiatin des International Writing Program in Iowa. Danach begann sie eine Dissertation über die späte Prosa Samuel Becketts („Musikalität & Stille“) und arbeitete für den Deutschlandfunk.

Mehr lesen

Ihr Lyrikdebüt *Proben von Stein und Licht* erschien 2016 bei Hanser in der Edition Lyrik Kabinett, gefolgt von den Prosaminiaturen *Fischdiebe* in einer bibliophilen Ausgabe im Jahr 2017. 2018 veröffentlichte Hanser ihren Roman *Wie hoch die Wasser steigen*, der für den Preis der Leipziger Buchmesse und den Deutschen Buchpreis nominiert wurde und in sechs Sprachen übersetzt ist. Die amerikanische Übersetzung *High as the Waters Rise* (von Anne Posten) war Finalist für den National Book Award 2020 in den USA. Die Jury lobte die „poetische Präzision und eindringliche Kraft, mit der der existenzielle Kampf des Protagonisten eingefangen wird.“

Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Mara-Cassens-Preis für das beste Romandebüt. Die Jury hob hervor, dass sie „wirtschaftliche Notlagen in leuchtende Prosa zu verwandeln“ vermag. Außerdem wurde sie mit dem Literaturpreis der Stadt Lüneburg, dem Lessing-Preis des Freistaates Sachsen sowie dem renommierten Rainer-Malkowski-Preis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste geehrt, die ihre „herausragende poetische Stimme und die Fähigkeit, Räume von tiefer Resonanz zu schaffen,“ lobte. 2024 erhielt sie sowohl den Arno-Reinfrank-Literaturpreis als auch den Marie-Luise-Kaschnitz-Preis. Letztere Jury würdigte ihre „kompromisslose Auseinandersetzung mit der Gegenwart und die Musikalität ihrer Sprache.“

Ihr Lyrikband *Der Hund ist immer hungrig*, 2021 erschienen, wurde mit dem Günter-Kunert-Preis für Lyrik ausgezeichnet. Die Jury betonte seine „kühnen Bilder und die Fähigkeit, das Unsagbare einzufangen.“ 2023 wurde ihr Stück *Dunst – als kehrte alles zurück* mit Musik von Elnaz Seyedi und dem Ensemble Ascolta bei den Donaueschinger Musiktagen aufgeführt, womit sie ihr interdisziplinäres Schaffen weiter unter Beweis stellte. Sie erhielt für den zweiten Roman ein Stipendium des Deutschen Literaturfonds. 2025 erscheint  *Die Wut ist ein heller Stern*.

Seit 2024 ist sie Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und in der Bayerischen Akademie der schönen Künste.

Mara-Cassens-Preis

Jurybegründung für den Mara-Cassens-Preis

„Anja Kampmann hat mit Wie hoch die Wasser steigen einen außergewöhnlichen Roman vorgelegt. Was dieses Buch so herausragen lässt, ist seine kraftvolle Sprache, die die Leserinnen und Leser fest in ihren Bann nimmt. Anja Kampmann gelingt es, mit präzisen Formulierungen und prägnanten Bildern, mit Rückblenden und zugleich mit Auslassungen und Andeutungen die Welt der Arbeiter und das Herumreisen des einsamen Waclaw sehr genau zu entwerfen. Sie skizziert äußerst überzeugend eine Lebensrealität an uns bisher unbekannten Schauplätzen. Auf Basis gründlicher Recherchen schafft sie es, die Härte des Lebens auf der Bohrinsel genauso klar zu beschreiben wie die schwelende Verlorenheit des Protagonisten. Ihre originäre Sprache lässt die besondere verdichtete Atmosphäre der Geschichte entstehen. Ein beeindruckendes erzählerisches Debüt.“

Marie Luise Kaschnitz Preis 2024

Jurybegründung zum Marie Luise KaschnitzPreis 2024

„Die Lyrikerin und Prosa-Autorin Anja Kampmann wirft in ihren Texten Fragen auf, die uns alle angehen: Wer sind wir? Wer wollen wir sein? Wie können wir überleben in einer Welt, in der unsere natürlichen Ressourcen ausgebeutet und unsere Landschaften systematisch zerstört werden? In atmosphärisch dichten, klingenden, zum Leuchten gebrachten Bildern gibt sie in ihrer Lyrik der Welt etwas zurück, was ihr endgültig abzugehen droht: Schönheit.

 

In den Spiegelscherben allerkleinster Wahrnehmungen wird deutlich: Vergangenes ist nicht vergangen und Gegenwärtiges ist voller Zeichen. Im Roman „Wie hoch die Wasser steigen“ wird die gottverlassene Arbeitswelt auf einer Bohrinsel mit dem zerbrechlichen Klang der Welt verwoben, die Entfremdung moderner Arbeitsverhältnisse mit einem irisierenden Spiel der Erinnerung und der aus ihr entstehenden Suche nach einem Ort der Zugehörigkeit und des Bleibens.

Sowohl in ihrer Lyrik als auch in ihrer Prosa liegt ein einzigartiger Zauber. Marie Luise Kaschnitz hätte ihre helle Freude daran.„